Eine der Schlüsselkompetenzen des Clowns ist es, sich die Dinge aus einer anderen Perspektive als der üblichen anzuschauen. Bei "Tischlein deck dich das war ich" führt das zu spannenden, witzigen, neuen Einblicken, und das Ganze ist ein Hochgenuss für Liebhaber gereimter Sprache.

Stell dir vor, du bist ein ganz normaler Tisch und hattest bisher ein eher langweiliges Leben. Dann kommt eines Tages ein Märchen vorbei und bietet dir eine Rolle an. Was für eine Gelegenheit, der Langeweile zu entkommen! Natürlich sagst du zu, auch wenn du gar nicht weißt, was dich eigentlich erwartet. Als du dann erfährst, du sollst ein Tischlein-deck- dich sein, fühlst du dich erst mal völlig überfordert. Aber als es ernst wird, gibst du dein Bestes und entdeckst an dir ungeahnte verborgene Talente.

So ergeht es dem Tischlein-deck-dich in Achim Sonntags Bearbeitung des grimmschen Märchens. Von vorne bis hinten gereimt lässt er das Tischlein höchstselbst seine Geschichte erzählen.

Dass das Tischlein in Achim Sonntags Text nach dieser erhebenden Erfahrung ein Wenig eingebildet ist, kann man ihm wohl nachsehen, und dass es selbst und der Knabe, der bei dem Tischler in die Lehre geht und das Tischlein zum Abschied geschenkt bekommt, im Mittelpunkt der Geschichte stehen, wird kaum überraschen. Ebenso wenig die Tatsache, dass das Tischlein Goldesel und Knüppel-aus-dem-Sack eher Nebenrollen zuweist.

Dank seiner Erzählung erfahren wir, dass es in der Familie nicht nur drei Brüder und einen Vater, sondern auch noch einen vierten Bruder und eine Mutter gab. Und wir erfahren, dass mit der Rückkehr des Bruders, der die gestohlenen Geschenke heim brachte mitnichten alles gut war. Denn die Mutter der Familie konfrontiert das Tischlein mit der Tatsache, dass es fortan für die gesunde Ernährung der Familie verantwortlich ist. Doch auch dieser Herausforderung zeigt sich das Tischlein gewachsen.

Immer witzig, voller interessanter Einsichten, teils fast schon sprachakrobatisch haucht Achim Sonntag der wohlbekannten alten Geschichte neues Leben ein.

Im Verlauf seines Erzähltheaters haben die Zuschauer immer wieder Gelegenheit, passende Reimwörter zu finden oder werden auch mal als Chor in den Ablauf einbezogen.

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